Versuchst du, jeden Tag dein Bestes zu geben und hast doch das Gefühl, es reicht nicht?
Fühlst du dich überfordert mit deinem Kind, weil irgendwie nichts so läuft, wie es soll? Und weil du gefühlt 1000 Anforderungen gerecht werden sollst?
Und am Abend sinkst du dann völlig erledigt ins Bett und fragst dich, wie zur Hölle das die Anderen mit ihren Kindern hinkriegen?
Das Leben mit Kind(ern) kann ganz schön erschöpfen.
In diesem Blogartikel erfährst du, was du tun kannst, damit du dich weniger überfordert fühlst.
Inhaltsverzeichnis
ToggleWarum fühlst du dich eigentlich so überfordert?
Die Hauptursache dafür, dass du dich mit deinem Kind überfordert fühlst:
Das Leben mit Kindern ist anstrengend. 🤷♀️
Für manche mehr, für manche weniger.
Kommt auf dich und dein Kind an. Auf deine Partnerschaft, auf die Unterstützung aus deinem Umfeld, auf eure Gesundheit, auf eure finanzielle Situation, gesellschaftliche Erwartungen und noch tausend andere Sachen, die du nicht ändern kannst.
Es gibt aber auch Dinge, die du sehr wohl beeinflussen kannst:
Damit es allen Familienmitgliedern möglichst gut geht, ist es wichtig,
- dass die Bedürfnisse aller erfüllt werden. Auch deine als Elternteil!
- dass du nicht ständig über deine Grenzen gehst.
- dass du auf deine persönlichen Energie- und Kraftreserven achtest.
Dann geht es dir nämlich selbst viel besser.
Dein Nervensystem ist ausgeglichener und du gerätst weniger schnell in Stress. (Mehr dazu, wie dein Nervensystem dein Leben mit deinem Kind beeinflusst, erfährst du HIER.)
Mit einem ausgeglichenen Nervensystem kannst du leichter gut für dein Kind sorgen. Du kannst wohlwollender auf dein Kind blicken. Du bist weniger genervt und kannst auch in stressigen Momenten noch klar denken.
Wäre doch schön, oder?
Fragst du dich, wie du das anstellen sollst? Die folgenden 4 Schritte helfen dir dabei.
So geht´s: In 4 Schritten aus der Überforderung zu mehr Leichtigkeit mit deinem Kind
1. Mach den Realitätscheck
Hast du vielleicht Erwartungen an dein Familienleben, die nicht realistisch sind?
- Erwartest du von dir selbst, dass du nie mehr schimpfst? Und wenn es doch passiert ist, fühlst du dich schuldig?
- Soll dein Kleinkind sich vorbildlich sozial verhalten? Und du schämst dich, wenn es andere Kinder drangsaliert?
- Träumst du vom Familienleben, das immer leicht und harmonisch ist? Und bist traurig darüber, dass es bei euch anders ist?
Es gibt Wünsche und Sehnsüchte, die schlicht und einfach nicht zu erfüllen sind. Von niemandem.
Gut möglich, dass dir diese Sehnsüchte gar nicht bewusst sind. Oder vielleicht gesteht du sie dir auch nicht ein, weil dein Verstand eigentlich schon weiß, dass sie zu viel verlangt sind.
Unrealistische Erwartungen sind DER Hauptgrund dafür, dass du dich überfordert fühlst und von deinem Kind genervt bist. Denn immer, wenn die Realität von deiner Erwartung abweicht, entstehen ganz unbewusst wertende Gedanken in deinem Kopf. Und schwupp, schon ist die Geduld verschwunden.
Klingt jetzt bisschen schwammig, ich geb dir ein Beispiel:
Angenommen, deine Erwartung ist: “Mein Kind sollte auf andere Kinder Rücksicht nehmen können, schließlich habe ich ihm das schon oft erklärt.”
Die Realität sieht aber so aus: dein Kleinkind nimmt seinem Geschwister-Baby immer das Spielzeug weg. Sein Gehirn ist nämlich noch nicht in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen. Erklärung hin oder her.
Folge: du wirst wütend, weil du die (unrealistische) Erwartung hast, dein älteres Kind sollte das schon besser können.
Könntest du dich in dieser Situation von der unrealistischen Erwartung frei machen, würdest du vielleicht nicht so wütend werden und könntest ganz anders reagieren.
Nimm dir ruhig mal Zeit und frage dich ehrlich:
Welche deiner Erwartungen sind unrealistisch?
Gibt es Erwartungen, die du loslassen darfst?
Sich von Erwartungen frei zu machen ist nicht ganz einfach. Wenn dir erstmal klar ist, dass sie unrealistisch sind, kannst du trotzdem anders mit ihnen umgehen.
2. Achtsamkeit: Nimm wahr, was ist
Ich habe oben ja schon geschrieben, dass auch deine Bedürfnisse als Elternteil erfüllt und deine Grenzen gewahrt sein sollten.
Das Problem ist nur:
Die meisten von uns haben nicht gelernt, auf die eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu achten.
Deshalb müssen wir das jetzt dringend nachholen!
Dafür musst du weder täglich meditieren noch stundenlang Yoga machen. Du musst auch nicht auf ein Wellnesswochenende im Spa-Hotel warten.
Im Prinzip ist es ganz einfach.
Du musst nur hinspüren und beobachten,
- wie es dir eigentlich gerade geht
- was du gerade brauchst
- was du gerade eigentlich willst
- was dir gut tut und was nicht
- welche Gefühle da gerade in dir sind.
Mehr nicht.
Du wirst allerdings merken, dass die Umsetzung doch nicht ganz einfach ist. Es erfordert Übung. Es erfordert deine Bereitschaft, im Alltag immer mal wieder kurz innezuhalten und in dich hineinzuspüren. Und du wirst es ständig vergessen.
Am Anfang kann es helfen, wenn du dir kleine Erinnerungen machst. Zum Beispiel einen Aufkleber an die Kaffeemaschine oder auf dein Handy. Oder ein Post-it neben die Kindergarderobe. Vielleicht auch Wecker stellen. Reminder daran, kurz bei dir einzuchecken:
“Wie geht´s mir gerade? Was fühle ich? Wie fühlt sich mein Körper an? Was brauche ich?”
Aber auch: „Wird hier gerade eine Grenze von mir überschritten?”
Mit der Zeit wirst du immer besser darin werden und dich immer besser kennen lernen.
Du weißt noch gar nicht, wie sich das anfühlt, wenn deine Grenzen überschritten werden und woran du das überhaupt merken könntest? Grenzüberschreitung verursacht Stress in dir. Hier kannst du mehr über die Anzeichen von Stress lesen: 5 Anzeichen dafür, dass du gerade als Mama gestresst bist.
3. Gestalte euren Alltag nach euren Bedürfnissen
Wenn du jetzt also weißt, was dir gut tut und was nicht, kannst du euer Leben an deine und eure Bedürfnisse anpassen.
Denkst du, dass du bestimmte Dinge tun musst oder nicht tun darfst?
Natürlich gibt es Umstände in eurem Leben, die du nicht ändern kannst (siehe Einleitung) und Dinge, die einfach getan werden müssen.
Aber dann gibt es auch noch die Dinge, von denen du vielleicht DENKST, dass du sie tun müsstest.
Denkst du zum Beispiel, du “musst” mit deinem Kind zur Babymassage, weil das alle anderen auch machen? Zum Musikkurs und Kinderturnen für eine optimale Entwicklung? Gärtnern, Backen, Basteln? Jeden Tag nach draußen, täglich frisch kochen…?
Dabei tun sie dir oder deinem Kind oder euch beiden gar nicht gut?
Das Baby schreit wegen zu vielen Eindrücken im Kursraum. Irgendwo pünktlich erscheinen zu müssen, verursacht bei dir jedes Mal Stress. Dein Kind ist nach dem Kindergarten erschöpft und macht beim Turnen ein riesiges Theater. Gemeinsames Backen lässt dich regelmäßig ausrasten, weil das Kind alles vollsaut. Dein Kind hasst es, draußen zu sein…
Oder denkst du, du “darfst” bestimmte Dinge nicht tun, weil gute Eltern das eben nicht machen? Flasche füttern statt Stillen. Plastikspielzeug kaufen statt ökologisch und pädagogisch wertvolle Holzspielsachen. Digitale Medien, Betreuung in der Kinderkrippe…?
Dabei würden sie euch das Leben so erleichtern?
Finde heraus, was ihr als Familie braucht
Finde heraus, was im Alltag zu euch passt und was nicht.
Jeder Mensch und jede Familie ist anders!
Vielleicht sind dir als Mama zwei Spieltreffen in der Woche schon viel zu viel. Oder vielleicht hast du am liebsten jeden Tag andere Familien um dich herum.
Vielleicht kannst du als Papa das Chaos beim gemeinsamen Basteln und Backen nicht ertragen. Oder vielleicht genießt du gerade diese Momente mit deinem Kind.
Vielleicht braucht dein Kind viel Action und Bewegung, damit es am Abend zufrieden einschlafen kann. Oder vielleicht ist deinem Kind schnell alles zu viel und es braucht viele Ruhepausen.
Erlaube dir, euer Leben so zu gestalten, dass es euch gut geht!
In der Regel sollten die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt werden. So gut es eben geht. Oft wirst du Kompromisse finden müssen und manchmal wird jemand zu kurz kommen. Es sollte nur nicht immer der oder die selbe sein!
Du wirst merken, dass sich dadurch manche Konfliktmuster schon von selbst in Luft auflösen.
Damit kommen wir zum letzten Tipp für weniger Überforderung im Alltag mit Kind – der Königsdisziplin! 😉
4. Wahre deine eigene(n) Grenze(n)
Wenn eine deiner Grenzen überschritten wird, dann bist du verantwortlich dafür, diese Grenze sanft zu verteidigen. In der Regel kann man dir deine Grenzen nämlich nicht ansehen.
Dein Kind kann nicht wissen, wann du keine Lust mehr auf das gemeinsame Spiel hast. Es kann nicht wissen, dass dir Dinge unangenehm sind, die beim anderen Elternteil in Ordnung sind. Es kann nicht riechen, dass du heute müde und erschöpft bist.
Ein noch sehr junges Kind interessiert das auch schlichtweg nicht. Es ist nicht seine Aufgabe, Rücksicht auf seine Bindungspersonen zu nehmen. Seine Aufgabe ist es stattdessen, das eigene Überleben zu sichern, indem es um elterliche Ressourcen kämpft. So aus evolutionsbiologischer Sicht.
Warum es gut für dein Kind ist, wenn du deine Grenzen wahrst
Nicht nur für deine eigene Gesundheit ist es wichtig, nicht ständig über deine eigenen Grenzen zu gehen.
Auch dein Kind hat was davon.
Und damit meine ich jetzt nicht, dass dein Kind Grenzen braucht, damit kein kleiner Tyrann aus ihm wird.
Dein Kind braucht Klarheit über deine Grenzen, damit es sich in eurer Beziehung orientieren kann. Nur dann weiß dein Kind, was geht und was nicht.
Denn wenn du zum Beispiel eine Situation laufen lässt, die dir eigentlich nicht gut tut, dann passiert etwas in deinem Körper. Dein Nervensystem reagiert mit Stress.
Das spürt dein Kind. Aber leider weiß es nicht, was das Problem ist. Wie oben schon geschrieben, kann es das nunmal nicht riechen. Das führt dazu, dass das Kind verunsichert ist. Bewusst ist ihm das wahrscheinlich nicht und du wirst es ihm auch nicht unbedingt anmerken. Aber das Gefühl ist da.
Oder aber dein Kind spürt es dann, wenn du aus heiterem Himmel explodierst, weil es dir und deinem Nervensystem plötzlich doch zu viel geworden ist. Das kann nämlich auch eine Folge davon sein, wenn du als Elternteil deine Grenze selbst nicht spürst und verteidigst. Dann weiß dein Kind, dass irgendetwas wohl nicht gestimmt hat. Es weiß aber nicht, was.
Vielleicht kennst du das selber: du hast mit jemandem zu tun, dem offensichtlich irgendetwas nicht passt. Derjenige sagt aber nix. Du wirst dich automatisch fragen, was los ist und ob du etwas falsch machst. Das ist keine schöne Situation. Erst recht nicht, wenn derjenige dann plötzlich ausrastet und du dich völlig ungerecht behandelt fühlst, weil du ja gar nicht weißt, was du anders hättest machen sollen.
Deine Grenzen zu wahren schadet deinem Kind also nicht. Im Gegenteil!
Es sorgt für Klarheit und Verlässlichkeit.
Warum deinem Kind deine Grenze trotzdem nicht gefallen muss
Dass klare Grenzen der Beziehung zu deinem Kind gut tun bedeutet eines nicht: dass dein Kind diese Grenzen gut finden muss.
Erwarte nicht, dass dein Kind deine Grenze klaglos akzeptiert, nur weil du sie klar kommuniziert hast.
Natürlich wird dein Kind enttäuscht sein, wenn du euer gemeinsames Spiel wegen Erschöpfung beendest. Oder wenn es dir nicht wie früher beim Einschlafen in den Hals zwicken darf. Oder ihr heute nicht auf den Spielplatz geht.
Es wird enttäuscht sein und wütend und dir das auch zeigen. Das ist okay, es ist sein gutes Recht.
Und es heißt nicht, dass du zurückrudern und deine Grenze doch übertrampeln lassen musst. Darfst du aber natürlich, wenn du das möchtest und zu dem Entschluss kommst, dass heute seine Bedürfnisse wichtiger sind als deine.
Versuche, Verständnis für die Gefühle deines Kindes aufzubringen und trotzdem da zu sein, wenn es Trost braucht.
Wie du deine Grenzen wahrst
So. Und wie kannst du das jetzt anstellen mit diesem “Grenzen wahren”?
Am besten so:
- du spürst eine Grenzüberschreitung
- du entscheidest dich klar dafür, deine Grenze wahren zu wollen
- du machst dir bewusst, dass dein Kind das Recht hat, darüber wütend und traurig zu sein
- du sagst oder zeigst, was genau du möchtest oder nicht möchtest
- du sorgst bestimmt und so sanft wie möglich dafür, dass deine Grenze gewahrt wird
- du begleitest und tröstest dein Kind in seinen Gefühlen
Versuche, ohne Beschuldigung und Beschämung auszukommen und nicht selbst die Grenzen deines Kindes zu überschreiten.
Je früher du deine Grenze kommunizierst, desto leichter wird es dir fallen, das Ganze sanft zu tun. Je länger du schon die Zähne aufeinander gebissen und alles über dich ergehen lassen hast, desto wahrscheinlicher wirst du meckern und motzen, wenn du dich dann doch entscheidest, das nicht mehr hinnehmen zu wollen.
Toll wäre natürlich, dass das Kind deine Grenze dann auch akzeptiert. Das wird vermutlich nicht passieren (jedenfalls nicht bei kleinen Kindern). Denn hinter dem Verhalten deines Kindes steht ja ein Bedürfnis (nach Verbindung, nach Spaß, nach Autonomie…).
Deine Aufgabe ist jetzt also, den Frust und die Enttäuschung deines Kindes zu begleiten und trotzdem mit ihm in Verbindung zu bleiben.
Das ist nicht ganz einfach. Wahrscheinlich wirst du manchmal doch enttäuscht darüber sein, dass das Kind nicht einfach deine Wünsche akzeptiert. Vielleicht fühlst du dich von seinen heftigen Gefühlen in dem Moment überfordert. Oder dir kommen Zweifel, ob du das jetzt “darfst”, ob du diese Grenze wirklich “brauchst”.
Aber auch das wird mit der Zeit und ein bisschen Übung leichter!
Weniger Überforderung ist möglich!
Du hast jetzt einige Stellschrauben kennengelernt, an denen du drehen kannst.
Wichtig ist, dass du merkst: du hast es zumindest ein bisschen in der Hand!
Der Weg von der Überforderung zu mehr Leichtigkeit und Gelassenheit ist allerdings kein kurzer Spaziergang. Nicht alles, was ich hier geschrieben hab, kannst du sofort und gleichzeitig umsetzen. Manches wird dir schwer fallen.
Nimm dir nacheinander vor, was sich für dich passend anfühlt!
Es wird nicht über Nacht passieren, dass du nie mehr überfordert bist. Kleine Veränderungen sind aber immer möglich!
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