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Glaubenssätze auflösen – 4 wichtige Schritte

im Hintergrund ein Gemälde mit Gelb und Orange. Da ist ein Kasten in beige. Da steht die Überschrift vom Artikel. Die Überschrift ist "4 wichtige Schritte, um Glaubenssätze aufzulösen"

Im letzten Blogartikel habe ich darüber geschrieben, wie Glaubenssätze entstehen und wie sie in der Beziehung zu deinem Kind wirken. In diesem Artikel soll es jetzt darum gehen, wie wir die tief verankerten und oft unbewussten Glaubenssätze auflösen können.

Geht das denn? Kann man Glaubenssätze auflösen?

Die schlechte Nachricht ist:

Es ist oft nicht möglich, Glaubenssätze komplett aufzulösen.
Das liegt daran, dass sie über viele Jahre entstanden sind und oft intensive Gefühle damit verknüpft sind. Daraus sind sehr stabile Nerven-Netzwerke entstanden, die sich nicht einfach so ent-knüpfen lassen. Manchmal gelingt es mit der Zeit, sie ein wenig zu lösen. Ganz verschwinden tun sie aber selten.

Die gute Nachricht:

Das ist auch gar nicht unbedingt nötig!

Du kannst sehr gut auch mit deinen bestehenden Glaubenssätzen leben. Und das, ohne dass sie der Beziehung zu deinem Kind im Weg stehen oder dich daran hindern, die Mama zu sein, die du sein willst.

4 Schritte, die nötig sind, um Glaubenssätze auflösen zu können

Um Glaubenssätze aufzulösen – oder besser gesagt: damit deine Glaubenssätze dir und der Beziehung zu deinem Kind nicht mehr im Weg stehen, sind folgende Schritte nötig:

Wissen – Erkennen – Wahrnehmen – Fühlen

1. Wissen

Willst du Glaubenssätze auflösen, musst du zuerst einmal WISSEN, welche Glaubenssätze du hast.

Vielleicht hast du dich ja schonmal damit auseinandergesetzt, vielleicht auch schon mal an deinen Glaubenssätzen gearbeitet und kennst schon deine Themen. Wunderbar.

Oder du weißt noch nicht genau, welche Glaubenssätze du so mit dir herumschleppst. Auch kein Problem, dann finden wir es heraus.
Lass und gemeinsam auf Spurensuche gehen!

Nimm dir dafür ein bisschen Zeit, durch bloßes Nachdenken findest du sie in der Regel nicht.

Woher weiß ich denn, was ich für Glaubenssätze habe?

Beobachte dich in den nächsten Tagen mal selbst:
Was führt zu Konflikten?
Wann bist du genervt, gekränkt, wütend, enttäuscht?
Sind es vielleicht immer die gleichen Situationen, in denen es dir einfach nicht gelingt, geduldig zu bleiben?
Gibt es Situationen im Alltag, die dich irgendwie mehr „treffen“, als es eigentlich nötig wäre?

Eine kleine Übung von Gabor Maté (einem kanadischen Arzt und Traumatherapeuten) hilft dir vielleicht dabei. Du brauchst dafür etwas zum Schreiben (vielleicht ein kleines Notizbuch) und jeden Tag nur ein paar Minuten Zeit, zum Beispiel am Abend.

Übung zum Entlarven von Glaubenssätzen

Denke an eine Konfliktsituation, die du heute erlebt hast. Egal, ob ein Streit mit deinem Kind, eine unangenehme Situation mit der Lehrerin oder Ärger über den Busfahrer, der dir vor der Nase weggefahren ist.


Schreibe auf, WAS genau passiert ist, ohne zu interpretieren!

Da das gar nicht so einfach ist, stelle dir vor, jemand hätte die Szene mit einer Kamera gefilmt. Beschreibe nur, was jeder Zuschauer auf der Filmaufnahme sehen könnte! Gefühle, Wertungen und Interpretationen kann die Kamera nicht aufzeichnen.

Im Beispiel mit dem Busfahrer: ich renne zum Bus. Als ich noch etwa 2m entfernt bin, schließen sich die Türen und der Bus fährt los. NICHT: der Bus fährt mir direkt vor der Nase weg, weil der Busfahrer, der mich sicher gesehen hat, nicht warten wollte.


Schreibe jetzt auf, wie DU diese Szene interpretiert hast.

Welche Gedanken sind aufgetaucht? Das darf jetzt so subjektiv wie möglich sein! („Der Busfahrer wollte nicht warten, sicher wollte er mich ärgern“ „immer muss ich alles selber machen“ „xy hat schon wieder keine Rücksicht auf mich genommen“)


Und jetzt überlege, auf welche Art man die Situation rein theoretisch NOCH deuten könnte. Welche andere Interpretation würde genau so gut zu der Filmszene von deiner Situation passen? („Der Busfahrer hat mich sicher nicht gesehen“ „Der Busfahrer hatte vielleicht gerade Ärger mit dem Chef, weil es bei ihm häufig zu Verspätungen im Fahrplan kommt“ „Der Busfahrer dachte sicher, ich will in den Bus einsteigen, der hinter ihm wartete“)

Versuche, so kreativ wie möglich zu sein, auch wenn dir die anderen Optionen vielleicht reichlich unrealistisch vorkommen 🙂


• Hast du ein paar Situationen gesammelt (vielleicht über 1-2 Wochen), wirst du sicher ein Muster erkennen. Zuerst einmal wirst du feststellen, dass du immer die Interpretation der Situation ausgewählt hast, die für dich am schmerzhaftesten ist. Das tust du nicht bewusst, vielmehr geht dein Gehirn einfach die Pfade an Nerven-Netzwerken, die es schon immer gegangen ist

(Für mehr Infos zur Funktion deines Gehirns lies den Artikel Gelassen mit deinem Kind umgehen – Warum dir das so schwer fällt!)


Du wirst aber eben auch ein Muster erkennen. Frage dich: wie interpretiere ich Situationen häufig? Und wie fühle ich mich dabei?

Hinter den Interpretationen, die dein Gehirn häufig „wählt“ stecken sehr wahrscheinlich Glaubenssätze.
Es ist nicht nötig, diese in Worte fassen zu können, um weiter zu arbeiten.

2. Erkennen

Im nächsten Schritt nimmst du deine Erkenntnisse mit in den Alltag.

Versuche, nach und nach schon während der Situationen zu ERKENNEN, wie du automatisch Schlüsse ziehst und interpretierst.

Mit der Zeit wirst du Profi darin, zu erkennen, was dein Gehirn denkt!

Und jetzt?
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Falls du zu den Menschen gehörst, die gerne analysieren und Zusammenhänge verstehen, kennst du vielleicht Folgendes:

Du hast ein Muster erkannt, findest es in einer Situation wieder und erwartest, dass du durch dieses Bewusstsein das Muster auflösen kannst?
du verstehst, was da in dir passiert und kannst doch nicht ändern, dass du denkst, was du denkst, und fühlst, was du fühlst?

Das ist leider normal. 😒

Das liegt daran, dass Glaubenssätze nicht auf der Ebene des Verstandes entstehen.
Daher können sie auch nicht ausschließlich mit Hilfe des Verstandes aufgelöst werden.

Bei der Entstehung von Glaubenssätzen sind in der Regel starke Gefühle im Spiel. Wenn die Bindung in Gefahr war (und das fühlt sich bei kleinen Kindern nun mal sehr schnell so an), handelt es sich immer auch um eine Bedrohung der Sicherheit. Denn das Kind ist zum Überleben auf Bindung angewiesen. Und Überlebensenergie im Nervensystem lässt sich nicht einfach mit dem Verstand auflösen.

Sonst würde es ja zum Beispiel bei Angst vor Spinnen ausreichen, wenn man herausfindet, dass es in Deutschland keine giftigen Spinnen gibt. Schon könnte der Verstand melden, dass die Spinne an der Wand über dem Bett harmlos ist, und die Angst würde verschwinden. Wäre schön, oder? Funktioniert aber eben leider nicht.

3. Wahrnehmen

Wenn du also nun erkannt hast, wie du in bestimmten Situationen reagierst, ist deine nächste Aufgabe WAHRNEHMEN, was da in dir passiert.

Anspannung? Herzklopfen? Flacher Atem? Tunnelblick? Flaues Gefühl im Bauch? Stimmung ändert sich?

Wenn du das noch nicht so gut einordnen kannst, hilft dir vielleicht dieser Artikel.

Wichtig dabei: nimm wahr, ohne zu bewerten!!!
Es bringt gar nichts, wenn du dich dafür verurteilst, dass du jetzt auf diese Weise auf dein Kind reagierst.
Sei dir sicher, dass es für jede Reaktion in dir einen guten Grund gibt (der oft mehr mit der Vergangenheit zu tun hat als mit der Gegenwart)!
Du hast es verdient, mitfühlend wahrgenommen zu werden. Auch von dir selbst!

4. Fühlen

Zum Schluss versuche herauszufinden, welche GEFÜHLE da gerade in dir sind.
Wie geht es dir, während dein Gehirn seine Gedanken denkt?

Am Anfang ist es vielleicht noch etwas schwierig, das genau zu benennen. Denn die meisten von uns haben nicht gelernt, Gefühle wahrnehmen und einordnen zu können.
Dann reicht es auch, erstmal nur hinzuspüren: Wo spürst du das Gefühl im Körper? Fühlt es sich angenehm oder unangenehm an? Kannst du ihm vielleicht eine Form, eine Farbe oder eine Beschaffenheit zuordnen? Ist es zum Beispiel eine graue Nebelwolke im Bauch? Oder ein roter Ball in der Herzgegend?

Und erlaube dir dieses Gefühl! Es wird nicht für immer bleiben.
Nur wenn du in diesen Situationen die unangenehmen Gefühle nicht verdrängst, wirst du nach und nach die Vermeidungsstrategien nicht mehr brauchen, die du unbewusst anwendest, um die unangenehmen Gefühle nicht fühlen zu müssen. Und die der Beziehung zu deinem Kind im Weg stehen.

Und wie geht es jetzt weiter? Glaubenssätze auflösen erledigt?

Hier angekommen, weißt und fühlst du schon eine Menge mehr über dich.

„Fertig“ bist du vermutlich nicht – ich bezweifle auch stark, das das überhaupt geht…

Du hast dich auf den Weg gemacht, dich zu beobachten, deine Reaktion wahrzunehmen und deine Gefühle zu spüren.

Vielleicht hast du auch gemerkt, dass es im Alltag gar nicht so einfach ist, daran zu denken und dir den Raum und die Zeit dafür zu nehmen.

Doch wenn du diesen Weg weitergehst, kannst du die Beziehung und Bindung zu deinem Kind verbessern. Jeden Tag.

Und wer weiß. Vielleicht stellst du ja doch eines Tages fest, dass du manche Glaubenssätze auflösen konntest.

Was hältst du von dem, was du in diesem Artikel gelesen hast? Hast du vielleicht sogar schon angefangen, etwas davon umzusetzen? Erzähl´ doch davon, wenn du möchtest!

2 Antworten

  1. Hey Sandra, danke für den Beitrag.
    Ich habe meine mich limitierenden Glaubenssätze ins Positive übersetzt und denke 3 davon morgens beim aufwachen (!) je 9 Mal bewusst. Und achte dabei auch darauf, sie wirklich zu fühlen und zu glauben, dass ich innerlich „ja, ich fühle, dass das stimmt“ dazu sagen kann.

    Das hat bewirkt, dass ich die alten Glaubenssätze damit überwscheieben habe, weil sie sich einfach besser anfühlen!

    : )

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