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Hilfe, mein Kind akzeptiert kein „Nein“!

im Hintergrund das Gemälde eines Kindes. Da sind Handabdrücke. Die sind rosa, grün und gelb. In einer Box mit beigem Hintergrund steht: "Hilfe, mein Kind akzeptiert kein "Nein"!!"

Es könnte alles so einfach sein.

Dein Kind könnte im Alltag einfach mitmachen und auf dich hören. Es wäre entspannt, sicher und gesund. Du müsstest nicht motzen und meckern, um dich durchzusetzen.

Stattdessen pfeift dein Kind auf deine Warnungen und Verbote und bei jedem “nein” droht ein Wutanfall, der dir den letzten Nerv raubt.

Warum ist das so? Warum akzeptiert dein Kind kein “nein”?

Und was kannst du tun, damit sich das ändert?

Diese Fragen beantworte ich dir im folgenden Artikel.

Warum akzeptiert das Kind kein „Nein“?

Wenn dein Kind “nicht auf dich hört”, gibt es dafür immer Gründe. Immer.

Was alles dahinter stecken kann, liste ich dir hier auf. Es gibt ganz banale Gründe und etwas kompliziertere.

Das Sprachverständnis reicht noch nicht aus

Junge Kinder verstehen eine Verneinung schlicht und einfach noch nicht.

Beim Lernen der Sprache stehen erstmal die Verben und Substantive im Vordergrund, alles andere wird weggelassen. So wird zum Beispiel von “geh nicht an die Steckdose” erstmal “gehen” und “Steckdose” verstanden.

Dein Kind versteht also eventuell genau das Gegenteil von dem, was du sagen möchtest.

Das Bedürfnis ist einfach zu groß

Hinter jedem Wunsch und jedem Verhalten deines Kindes steht ein Bedürfnis.

Bedürfnisse sucht man sich nicht aus, die sind einfach da. Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Sie dienen unserem Überleben. In unserer heutigen Zeit ist das zwar nicht unbedingt bei jedem Bedürfnis nachvollziehbar, aber für unsere Vorfahren aus der Steinzeit waren sie absolut überlebensnotwendig.

Möglich, dass jetzt gerade ein Bedürfnis deines Kindes so stark ist, dass es einfach nicht widerstehen kann.

Das kann das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung sein (je nach Alter und Temperament deines Kindes kann das sehr stark ausgeprägt sein).

Aber auch das Bedürfnis nach Spiel und Freude ist ein menschliches Grundbedürfnis.

Spannende Reaktion

Kinder erforschen die Welt. Dazu gehört auch die Frage: “Welche Handlung (Aktion) löst welche Re-aktion aus? Und lässt sich die Reaktion wiederholen, wenn ich die gleiche Handlung wiederhole?”

“Fällt der Keks wirklich immer auf den Boden, wenn ich ihn vom Tisch schubse?

Fängt Mama immer an zu lachen, wenn ich mein lustiges Gesicht mache?

Wird Papas Stimme jedes Mal laut, wenn ich mich dieser spannenden Glasscheibe nähere, hinter der es hell und warm ist und nach Kuchen duftet?”

Je spannender deine Reaktion ausfällt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind sie noch einmal hervorrufen möchte.

Das hat nichts damit zu tun, dass dein Kind dich testet oder provoziert.

Es unternimmt schlicht einen wissenschaftlichen Versuch 😉

Das Kind hat heute schon zu viele “Neins” gehört

Ein “Nein” kommt uns Eltern schnell über die Lippen. Manchmal auch ohne groß nachzudenken. Oder dann, wenn es eigentlich gar nicht unbedingt nötig ist.

Irgendwann ist das Wort einfach abgenutzt – das Kind wird “nein-müde”.

Der Autor und Journalist Marc Baumann hat für einen Artikel im Süddeutsche Zeitung Magazin einen Tag lang seine “Neins” zu seinem Kind protokolliert. Es waren 30.

Der Kooperationstank ist aufgebraucht

Vielleicht hat dein Kind heute insgesamt schon sehr viel kooperiert, so dass sein “Kooperationstank” jetzt aufgebraucht ist.

Kinder müssen den ganzen Tag über mit uns kooperieren und tun das in der Regel, ohne dass wir es so richtig bemerken.

Das fängt mit Kleinigkeiten an. Zum Beispiel damit, dass sie beim Angezogen-werden die Arme und Beine in die richtige Richtung strecken.

Dann geht es mit größeren Kooperationsleistungen weiter. Zum Beispiel damit, sich eine Jacke anzuziehen, obwohl sie unbequem ist.

Oder sich im Kindergarten an viele Regeln halten und Kompromisse eingehen.

Irgendwann kann dein Kind dann einfach nicht mehr.

Widerspruch zwischen deiner inneren Haltung und dem “Nein”

Kinder sind sehr feinfühlig.

Sagst du “nein”, meinst aber eigentlich “ich glaub, ich muss dir das jetzt verbieten, fühle mich aber selber nicht wohl damit und eigentlich wünsche ich mir, dass du das jetzt einfach akzeptierst, weil ich Angst habe, dass du gleicht wütend oder traurig wirst und ich das nicht gut aushalten kann”? 

Gut, genau so wird sich dein Gedanke vermutlich nicht anhören…😄

Aber du verstehst vermutlich, was ich meine.

Wenn deine innere Haltung nicht zu deinen Worten passt, dann merkt dein Kind das wahrscheinlich.

Es spürt deine Unsicherheit oder deinen inneren Widerspruch und ist selbst dadurch verunsichert. Und macht wahrscheinlich einfach weiter mit dem, was es gerade vorhatte.

Will mein Kind mich vielleicht einfach ärgern?

Vielleicht denkst du dir jetzt: “Schön und gut, klingt alles logisch. Aber könnte es nicht auch sein, dass mein Kind mich einfach ärgern möchte?”

Auch, wenn dieser Verdacht manchmal nachvollziehbar ist: er ist in der Regel falsch.

Junge Kinder (etwa bis 4 Jahre) sind von der Gehirnentwicklung her überhaupt noch nicht in der Lage, mit Absicht etwas Bösartiges oder Gemeinsames zu tun. Ein junges Kind kann dich nicht ärgern wollen – das gibt seine neuronale Vernetzung schlicht und einfach noch nicht her.

Also: Nein, dein Kind möchte dich nicht ärgern, wenn es nicht auf dein “Nein” hört.

“Kinder wollen kooperieren.” sagte der berühmte dänische Familientherapeut Jesper Juul.

Es ist tief in deinem Kind verwurzelt, dein Wohlwollen zu behalten und mit dir in Verbindung zu bleiben. Kann es das nicht, gibt es dafür immer Gründe – siehe oben.

Um mehr Verständnis dafür zu entwickeln, könntest du dich fragen:

“Was ist gerade die beste Interpretation, die mit den Tatsachen vereinbar ist?”

Zum Beispiel: Dein Kind schüttet beim Picknick den Inhalt seines Wasserglases aus, obwohl du es vorher gebeten hast, das nicht zu tun.

Unbewusste Interpretation: “Das Kind will mich provozieren.”

Beste Interpretation: “Es hat gerade herausgefunden, dass es die Schwerkraft gibt und möchte überprüfen, ob Wasser wirklich immer nach unten fließt.”

Und übrigens: selbst wenn dein (älteres) Kind dich ärgern möchte – auch dafür gibt es einen guten Grund, den du herausfinden darfst.

Denn Kinder wollen kooperieren. 😉

Das kannst du tun, damit dein Kind dein „Nein“ akzeptiert – 5 Tipps

Jetzt ist es aber manchmal einfach nötig, dass dein Kind auf dich hört. Und das Familienleben wird auch deutlich leichter, wenn nicht jede elterliche Entscheidung mit einem Wutanfall quittiert wird.

Folgende 5 Tipps können dabei helfen:

1. „Nein“ sparsam verwenden

Je sparsamer du dein “nein” einsetzt, desto weniger wird es “abgenutzt”. Wo ist es wirklich nötig? Wo vielleicht nicht unbedingt?

Bei schon mobilen Säuglingen und Kleinkindern ist zum Beispiel eine sogenannte “Ja-Umgebung” sinnvoll und nervenschonend. Gestalte euren Wohnraum so, dass das Kind dort frei und gefahrlos entdecken und sich ausprobieren kann und du eben nicht ständig “nein” sagen musst.

Mit “das Kind muss aber nun mal lernen, dass es nicht überall ran darf” tust du weder dir noch deinem Kind einen Gefallen.

Und wir Eltern dürfen uns auch immer wieder fragen, ob das Verbot oder die Entscheidung jetzt wirklich sein muss.

Kann das Kind wirklich nicht den Lieblingspulli anziehen, nur weil ein Fleck drauf ist?

Ist Eis am Vormittag wirklich ungesünder als am Nachmittag? (Spoiler: natürlich nicht)

Wir haben oft so genaue Vorstellungen davon, wie etwas zu sein und zu laufen hat, dass wir andere Optionen reflexartig erstmal ablehnen.

2. Sprache achtsam einsetzen

Wie du etwas sagst, hat viel Einfluss darauf, wie es bei deinem Kind ankommt.

Oft muss es gar kein “nein” sein. Eine achtsame Formulierung kann schon helfen, dass bei deinem Kind nicht sofort Frust entsteht.

Statt

“Nein, du kriegst jetzt keine Süßigkeit.”

könntest du sagen:

“Es gibt jetzt Mittagessen, danach kannst du eine Süßigkeit haben.”

Oder statt

“Nein, du kannst so nicht in den Regen!”

könntest du sagen:

“Lass uns schnell Gummistiefel anziehen, dann kannst du losflitzen.”

Dein*e Sprechanfänger*in versteht

„Bleib weg von…“ oder „Halte Abstand von…“

besser als

„Du sollst NICHT an die Steckdose!“

3. Kannst du das Bedürfnis anders erfüllen?

Hinter jedem Wunsch und jedem Verhalten steht ein unerfülltes Bedürfnis. Vielleicht findest du kreative Lösungen, das Bedürfnis anders zu erfüllen – vielleicht sogar zusammen mit deinem Kind?

Will zum Beispiel ein Kind toben und turnen, das andere braucht aber Ruhe für den Mittagsschlaf? Still sein ist schwer. Vielleicht kann ein Kind im Kinderwagen oder Fahrradanhänger schlafen, während das andere eine Runde auf dem Spielplatz tobt.

Hierzu braucht es ein bisschen Übung und du musst ausprobieren, was für euch als Familie funktioniert.

Nicht jedes Kind kann sich auf Alternativen einlassen.

Oft klappt es aber mit der Zeit immer besser, wenn das Kind merkt, dass es ernst genommen wird und nicht immer zurückstecken muss.

4. Verschaffe dir Klarheit über dein “Nein”

Dein Kind wird dein “Nein” sehr viel eher akzeptieren, wenn du dir dabei sicher bist und zu diesem “Nein” stehen kannst.

Überlege dir vorher:

  • braucht es dieses “Nein” wirklich?
  • passt es zu deinen Werten und Überzeugungen?

Vielleicht ist es aber auch so, dass du aus Angst vor Ablehnung eigentlich eh schlecht „Nein“ sagen kannst? Oder schleppst du alte Glaubenssätze zum Thema “Grenzen” mit dir herum?

Auch dann spürt dein Kind eine gewisse Unsicherheit. Hier darfst du dich selbst achtsam beobachten:

  • Wie geht es DIR mit diesem nein?
  • Was ist, wenn dein Kind auf dein “nein” heftig reagiert? Wie fühlst du dich dann?
  • Was hast du selbst über Grenzen gelernt?

Sei achtsam und geduldig mit dir beim Erforschen!

Mehr zum Thema (eigene) Grenzen kannst du im Artikel Brauchen Kinder Grenzen? Und wenn ja, wie stelle ich es an?? lesen.

5. Konsequenzen aushalten

Gehen wir mal davon aus, dass du dein “nein” wohl überlegt und achtsam, in Übereinstimmung mit deinen Werten ausgesprochen hast.

Jetzt wäre es natürlich schön, wenn dein Kind das einfach akzeptieren würde. Stimmt´s?

Es ist aber sehr viel wahrscheinlicher, dass es das nicht tut.

Denn vermutlich muss es dafür ein Bedürfnis zurückstellen und versteht den tieferen Sinn hinter deiner weisen Entscheidung nicht.

Jetzt frustriert und enttäuscht zu sein ist sein gutes Recht! Deine Aufgabe ist jetzt, den Frust auszuhalten und liebevoll zu begleiten.

Aber Achtung: Ich bin überhaupt nicht für “man muss konsequent bleiben”!

Im Gegenteil: wenn du merkst, dass für dein Kind deine Entscheidung einem Weltuntergang gleichkommt und tiefe Verzweiflung auslöst, dann darfst und solltest du sie nochmal überdenken! Dein Kind lernt dann, dass du es ernst nimmst und seine Not gesehen wird.

Ruderst du aber jedes Mal zurück, nur weil du die Unzufriedenheit deines Kindes nicht ertragen kannst, dann lernt dein Kind, dass dieses “nein” ja nicht so bedeutsam sein kann.

Du darfst in deine Entscheidung mit einfließen lassen: “Habe ich gerade die Zeit und Nerven, einen Wutanfall zu begleiten? Oder sage ich lieber diesmal “ja”, weil ich keine Kapazitäten dafür habe?”

Es gibt Hoffnung 😃

Du siehst also: Wenn dein Kind dein „Nein“ nicht akzeptiert, kann das verschiedene Ursachen haben. Wenn du die im Hinterkopf behältst und dir gleichzeitig im Klaren darüber bist, was du eigentlich erreichen möchtest, werden sich viele Konflikte mit deinem Kind in Luft auflösen!

Wie du auf das Verhalten deines Kindes reagierst, hat übrigens sehr viel damit zu tun, welche Erfahrungen du selbst als Kind gemacht hast und welchen Bindungstyp du hast. In diesem Artikel kannst du mehr darüber lesen, wie dein eigener Bindungstyp deine Elternschaft beeinflusst.

Und hier kannst du das Bindungs-Quiz machen, um herauszufinden, was dein Bindungstyp ist.

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